Volksbefreiungspartei-Front der Türkei
Revolutionäre Avantgarde des Volkes
Analyse des Imperialismus
ANALYSE DES IMPERIALISMUS
DIE ÖKONOMISCHEN KRISEN
IN DER VORIMPERIALISTISCHEN ZEIT
In der vorimperialistischen Zeit (Kapitalismus der freien Konkurrenz), wo der Kapitalismus die Produktivkräfte entwickelt und in der Gesellschaft einen Wohlstand im bürgerlichen Sinne schafft, verschärft sich der Grundwiderspruch des Kapitalismus (zwischen der sozialen Eigenschaft der Produktion und des privaten Eigentums an Produktionsmittel) in ökonomischen Krisenzeiten. Diese ökonomischen Krisen treten laut Marx alle 8-10 Jahre zyklisch auf.
"Aber erst von der Zeit an. als die mechanische Industrie so tiefe Wurzeln geschlagen hatte, daß sie auf die ganze nationale Produktion einen überwiegenden Einfluß ausübte; als durch sie der Außenhandel dem Binnenhandel den Rang abzulaufen begann; als sich der Weltmarkt sukzessive ausgedehnter Gebiete in der neuen Welt, in Asien und in Australien bemächtigte; als schließlich die industriellen Nationen, die auf die Arena traten, zahlreich genug geworden waren - erst von dieser Zeit an datierten jene sich stets wiedererzeugenden Zyklen, deren aufeinanderfolgende Phasen Jahre umfassen und die immer hinauslaufen auf eine allgemeine Krise, die Ende eines Zyklus und Ausgangspunkt eines neuen ist. Bis jetzt ist die periodische Dauer solcher Zyklen zehn oder elf Jahre, aber es gibt keinerlei Grund, diese Zahl als konstant zu betrachten. Im Gegenteil, aus den Gesetzen der kapitalistischen Produktion, wie wir sie eben entwickelt haben, muß man schließen, daß sie variabel ist und daß die Periode der Zyklen sich stufenweise verkürzen wird." [1]
Die Revolutionen von 1848 waren die Folge der weltweiten ökonomischen Krise von 1847-48. Zu jener Zeit dachten Marx und Engels, daß die letzte Stunde des Kapitalismus gekommen sei und sich der Kapitalismus von dieser Krise nicht mehr erholen würde. Sie glaubten, daß das Proletariat in Europa nach schweren Kämpfen die Macht übernehmen würde.
Nach 1850 erklärten Marx und Engels die Niederlage von 1848 mit dem Nichtvorhandensein der objektiven Bedingungen für die prolotarische Revolution:
"Bei dieser allgemeinen Prosperität, worin die Produktivkräfte der bürgerlichen Gesellschaft sich so üppig entwickeln, wie dies innerhalb der bürgerlichen Verhältnisse überhaupt möglich ist, kann von einer wirklichen Revolution keine Rede sein. Eine solche Revolution ist nur in den Perioden möglich, wo diese beiden Faktoren, die modernen Produktivkräfte und die bürgerlichen Produktionsformen, miteinander in Widerspruch geraten."[2]
"Die Geschichte hat uns und allen, die ähnlich dachten, unrecht gegeben. Sie hat klargemacht, daß der Stand der ökonomischen Entwicklung auf dem Kontinent damals noch bei weitem nicht reif war für die Beseitigung der kapitalistischen Produktion; sie hat dies bewiesen durch die ökonomische Revolution, die seit 1848 den ganzen Kontinent ergriffen und die große Industrie in Frankreich, Österreich, Ungarn, Polen und neuerdings Rußland erst wirklich eingebürgert, aus Deutschland aber geradezu ein Industrieland ersten Ranges gemacht hat - alles auf kapitalistischer, im Jahre 1848 also noch sehr ausdehnungsfähiger Grundlage."[3]
Zwar konnte in den ökonomischen Krisenzeiten das Proletariat durch einen Angriff die Macht übernehmen, aber es konnte nicht an der Macht bleiben, weil der Kapitalismus nach der Krise die Produktivkräfte (im Rahmen der bürgerlichen Verhältnisse) wieder entwickelte. In der vorimperialistischen Zeit waren die objektiven Bedingungen der proletarischen Revolution nicht vorhanden.
"... bevor der Widerspruch zwischen der sozialen Eigenschaft der Produktion und des Privateigentums an Produktionsmitteln antagonistisch wird, führen die zyklischen ökonomischen Krisen des Kapitalismus zu keiner Revolution."[4]
DIE KRISEN IN DER IMPERIALISTISCHEN PHASE
In der imperialistischen Phase verschärft sich der Grundwiderspruch des Kapitalismus. Da die Entwicklung der Produktivkräfte permanent verhindert wird, ist der Grundwiderspruch permaneft fühlbar.Wir nennen das die allgemeine und permanente Krise des Karpitalismus. Sie ist eine allgemeine Krise, weil sie relativ unabhängig von periodischen ökonomischen Krisen als ein ganzes System (ökonomisch, politisch, ideologisch, kulturell, militärisch usw.) den Kapitalismus langsam vernichtet. Das ist ein permanenter Zustand. Die bestimmende Eigenschaft dieses Zustandes ist, daß der Kapitalismus ständig zerfällt, daß seine ökonomische, politische und ideologische Substanz innerlich geschwächt wird.
In der imperialistischen Phase ist der Grundwider spruch des Kapitalismus nicht nur in Zeiten der zyklischen ökonomischen Krisen bemerkbar, sondern permanent in allen Zeiten. Wenn die allgemeine und permanente Krise des Kapitalismus durch ökonomische, politische und militärische Gründe verschärft wird, entstehen ökonomische, politische u.a. Krisen.
Die imperialistische Phase ist die allgemeine und permanente Krisenphase des Kapitalismus. Aber auch diese Phase wird wegen der sich verändernden Form (nicht aber des Charakters) des Imperialismus in verschiedene Krisenphasen eingeteilt. Die Analyse der verschiedenen imperialistischen Phasen macht die Veränderungen im Mechanismus des Imperialismus deutlich. Diese Veränderungen müssen notwendigerweise bei den Kampfformen des Proletariats berücksichtigt werden. D.h. sie bestimmen weitgehend die Organisierungs- und Kampfmethoden der proletarischen Revolutionäre.
DIE I. KRISENPHASE DES IMPERIALISMUS
Die I.Krisenphase beginnt etwa in 1903, wo die Monopole und das Finanzkapital die Wirtschaft beherrschen und die Verteilung der Welt unter den imperealistischen Ländern vollzogen wird. In dieser Phase besitzt England ökonomisch die Weltherrschaft Das Gesetz von der Ungleichmäßigkeit der Entwicklung hat seine volle Gültigkeit. Die Imperialisten sind in verschiedene Lager gespalten. Die objektiven Bedingungen der proletarischen Revolution sind mit Beginn der imperialistischen Phase, d.h. der allgemeinen und permanenten Krise, vorhanden. Als sich diese Krise 1914 vertieft und die weltweite ökonomische Krise entsteht, wird die proletarische Bewegung in Europa weitgehend passiviert. Der Opportunismus, vertreten durch die Führer der Arbeiterbewegung, hält sich an die Thesen von Marx und Engels, die für die vorimperialistische Phase gültig waren. Also haben die subjektiven Bedingungen für die Revolutionen bis 1917 gefehlt. Erst 1917 treffen die objektiven und subjektiven Bedingungen zusammen und die russische Revolution findet statt.
Die I. Krisenphase des Imperialismus endet während des I.Weltweiten Verteilungskrieges, in 1917 mit der russischen Revolution.
DIE II. KRISENPHASE DES IMPERIALISMUS
Die wichtigsten Eigenschaften der II. Krisenphase des Imperialismus sind folgende:
a. Entstehung einer permanenten Alternative gegen den Imperialismus durch die russische Revolution von 1917,
b. Intensivierung der ökonomischen Krisen,
c. Eingriff des Staates in den kapitalistischen Mechanismus. Verwandlung des Monopolkapitalismus (New Deal in den USA, Faschismus in Italien und Deutschland),
d. Veränderung des Kräftegleichgewichts zwischen den imperialistischen Ländern: Die USA beginnen, England zu überholen.
Die II.Krisenphase des Imperialismus hört mit dem Ende des II.Weltweiten Verteilungskrieges auf.
DIE III. KRISENPHASE DES IMPERIALISMUS
In dieser Phase muß der Kapitalismus viele Niederlagen hinnehmen.
Der Aufbau des sozialistischen Systems und die Befreiungskriege dauern an. 1948 erreichen die Revolutionen in Nordkorea und 1949 in China ihren Sieg. 1954 müssen die Franzosen nach ihrer Niederlage in Dien Bien Fu Nordvietnam räumen. 1958 ist die Revolution in Kuba im Vormarsch. In Afrika haben einige Länder ihre Unabhängigkeit erreicht.
In dieser Phase organisieren sich die imperialistischen Länder offiziell.
In 1944 beschließen sie in Bretton Woods die Gründung des IWF und der Weltbank. Diese internationalen Finanzinstitutionen sind keine Bündnisse einiger imperialistischer Länder gegen andere imperialistische Länder, sondern sie beinhalten die Anstrengung aller imperialistischen Länder, die ökonomische und politische Entwicklung der Welt gemeinsam zu kontrollieren . Der Grund dieser offiziellen sind andauernde Organisierung sind das Vorhandensein des sozialistischen Systems und die Entwicklung der nationalen Befreiungsbewegungen.
In den Jahren 1945-58 ergreifen die USA die absolute Hegemonie in dem imperialistischen Block.
Die Gründe hierfür sind:
a. Schwächung der anderen imperialistischen Länder durch den Krieg,
b. Infolgedessen können nur die USA die Gendarmerieaufgabe des imperialistischen Blocks übernehmen,
c. In Anbetracht des "Kalten Krieges" zwischen dem imperialistischen und dem sozialistischen Block und des Potentials der kommunistischen Parteien in Westeuropa müssen Japan und die westeuropäischen Länder in kurzer Zeit wieder aufgebaut werden, wenn die USA in dem Meer des Sozialismus nicht als eine Insel bleiben wollen.
In der Integration der imperialistischen Länder erscheint die absolute Hegemonie in der Praxis so, daß die USA den größten Stimmenanteil in den internationalen Finanzinstituten haben, daß der US Dollar die Reserveeinheit der nun neubeschlossenen Weltwährung ist und das US-Militärpotential in kapitalistischen Ländern dominiert.
Nach 1958 entwickeln sich die Funktionen der internationalen Finanzinstitute. Ihre Kredite und Anleihen werden unter bestimmten Gesichtspunkten an unterentwickelt gehaltene Länder vergeben. Auchder Kapitalexport der USA nach Europa hat in dieser Phase die Eigenschaft, in dessen Ökonomien einzudringen und sie zu beherrschen.
In der III. Krisenphase des Imperialismus treten zwei wichtige Faktoren auf, die die Situation des Imperialismus in der Form (aber nicht in der Substanz) verändern:
- Die Konkurrenz zwischen den Imperialisten (Widersprüche) kann nicht mehr zu einem neuen weltweiten imperialistischen Krieg führen,
- Die Form der imperialistischen Okkupation hat sich verändert.
Mahir Çayan gibt als Gründe für die Unmöglichkeit der militärischen Lösung der antagonistischen Widersprüche zwischen den Imperialisten folgende Faktoren an:
"Der Grad der nuklearen Waffen auf der Welt und die Existenz des großen sozialistichen Blocks als hauptsächlicher Faktor verhindern, daß die bis aufs äußerste verschärften antagonistischen Widersprüche zwischen den Imperialisten vom ökonomischen zum militärischen Bereich überspringen. Während sich die Widersprüche verschärfen und vertiefen, geht man den Weg der Integration."[5]
Wir behaupten, daß noch zwei Faktoren hinzukommen, die eine militärische Lösung der Widersprüche unmöglich machen, nämlich die Entstehung von multinationalen Konzernen und das nicht klassische Funktionieren des Gesetzes von der ungleichen und sprunghaften Entwicklung des Kapitalismus.
In der Phase nach 1958 erreichen die Konzentration und Zentralisation des Kapitals solche Ausmaße, daß es seine nationalen Grenzen sprengt. Es entstehen multinationale Konzerne. Zwar ist die Internationalisierung des Kapitals nicht nur in der III.Krisenphase zu beobachten. Auch in der I. und II. Phase wurden Waren und Kapital exportiert. Das unterscheidende Merkmal der Multis liegt darin, daß die Produktion einen multinationalen Charakter angenommen hat, d.h. in verschiedenen Ländern Produktionszweige angesiedelt werden (Arbeitsteilung auf höherer Ebene).
Den Grund, warum die Widersprüche unter den Imperialisten zu keinem neuen weltweiten Verteilungskrieg führen, kann man nur verstehen, wenn man das Gesetz von der ungleichen Entwicklung untersucht:
Das Gesetz von der ungleichen Entwicklung sieht vor, daß die Länder, die in der kapitalistischen Produktion relativ rückständig sind, durch eine sprunghafte Entwicklung die fortgeschrittenenländer einholen (wie z.B. Deutschland vor dem I.Verteilungskrieg England eingeholt hat). Dadurchverändert sich das Kräftegleichgewicht und eine Neuverteilung der Kolonien, d.h. ein neuer Verteilungskrieg kommt auf die Tagesordnung.
Stalin sagt dazu folgendes:
"Wovon geht das Gesetz der Ungleichmäßigkeit der Entwicklung aus? Es geht von folgendem aus:
1. Der alte, vormonopolistische Kapitalismus hat sich zum monopolistischen Kapitalismus, zum Imperialismus, entwickelt, ist in diesen umgeschlagen;
2. die Aufteilung der Welt in Einflußsphären der imperialistischen Gruppen und Mächte ist bereits beendet;
3. die Entwicklung der Weltwirtschaft vollzieht sich unter den Bedingungen eines verzweifelten, auf Tod und Leben geführten Kampfes der imperialistischen Gruppen um Märkte, um Rohstoffe, um die Erweiterung der alten Einflußsphären;
4. diese Entwicklung geht nicht gleichmäßig, sondern sprunghaft vor sich, so, daß die vorausgeeilten Mächte von den Märkten verdrängt werden und neue Mächte in den Vordergrund rücken;
5. diese Entwicklungsweise wird dadurch bedingt, daß die einen imperialistischen Gruppen die Möglichkeit haben, in schnellstem Tempo ihre Technik zu entwickeln, ihre Waren zu verbilligen und Märkte an sich zu reißen, was auf Kosten der anderen imperialistischen Gruppen geht;
6. periodische Neuaufteilungen der bereits aufgeteilten Welt werden somit zu einer absoluten Notwendigkeit"[6]
Dann erklärt Stalin, daß diese imperialistischen Kriege die Durchbrechung der imperealistischen Front in einzelnen Ländern ermöglicht.
Die kapitalistische Produktionsphase durchläuft verschiedene Etappen (einfache Manufaktur, gemischte Manufaktur, Fabrik, Fließband, Computereinsatz, Kybernetik u.a.). Auch diese Etappen werden in sich in verschiedene Etappen unterteilt. In der Phase der kapitalistischen Entwicklung kann ein relativ zurückgebliebenes kapitalistisches Land ein fortgeschrittenes Land durch eine sprunghafte Entwicklung einholen, indem es einige dieser Zwischenetappen überspringt. Dadurch entwickelt es seine Produktivkräfte mehr als das eingeholte Land. Besser gesagt bremst dieses Land seine Produktivkräfte weniger als das Land, das einzuholen ist. Wir gehen dabei davon aus, daß die Produktivkräfte in der imperialistischen Phase in allen kapitalistischen Ländern permanent gebremst werden.
Wir behaupten, daß dieses Gesetz von der ungleichen und sprunghaften Entwicklung heute nicht auf die klassische Weise funktioniert wie in der I. und II. Krisenphase des Imperialismus. Weiterhin behaupten wir, daß die Länder der EG und Japan die USA nicht durch eine ungleiche und sprunghafte Entwicklung eingeholt haben, sondern die USA wirtschaftlich zurückgefallen sind. Politische Thesen, die das Gegenteil behaupten, müßten erst einmal erklären,welche Zwischenetappen der Produktion diese Länder übersprungen und die USA eingeholt haben sollten. Durch die Verflechtung und Integration, durch die jeweils gegenseitigen Investitionen müßte man sagen, daß sogar eine sprunghafte Entwicklung in der Produktion eines dieser Länder die anderen in dem Verhältnis ihrer Kapitale in diesem Land mit sich zieht.
Der Grund, warum die USA im Verhältnis zu den Ländern der EG und Japan zurückgefallen sind, ist, daß sie die Aufgabe des Gendarmen des imperialistischen Blockes gegen die sozialistischen Iänder und die nationalen Befreiungskriege übernommen haben.
Die Errichtung von Stützpunkten rund um die Sozialistischen Länder und die Bekämpfung von nationalen Befreiungsbewegungen haben die US-Ökonomie ganz empfindlich erschütert. Die ohne Gegenwert gedruckten US-Dollars zur Organisierung der weltweiten Konterrevolution haben die US-Inflation beschleunigt und die USA gezwungen, ihre Dollars zu entwerten. Besonders der Vietnamkrieg, in den sich die USA nach 1965 einmischten, war der Grund, daß sich das Zahlungsbilanzdefizit der USA durch die militärischen Ausgaben im Ausland vergrösserten und der Dollar seine Vorrangstellung als weltwiet Reserveeinheit verlor. Zusammenfassend kann man sagen, daß sich die absolute Hegomonie der USA in dem imperialistischen Block in eine relative Vormachtstellung umgewandelt hat.
Trotz der akuten Reduzierung seiner inneren und äußeren Märkte kann der Imperialismus dieses Problem nicht durch einen weltweiten Verteilungskrieg lösen. Dieser Umstand zwang den Imperialismus, besonders den Yankee-Imperialismus nach dem zweiten weltweiten Verteilungskrieg zu zwei Methoden: Zu der Militarisierung der ökonomie im Inland und zu der Methode der Neukolonisierung im Ausland.
DIE NEUKOLONISIERUNG
DIE METHODEN DER NEUKOLONISIERUNG
Die charakterisierenden Merkmale der Neukolonisierung sind: Der feudale Aufbau in den bereits kolonisierten Ländern wird weitgehend in eine einheimische Monopolbourgeoisie umgewandelt; weil sich diese Monopolbourgeoisie von Anfang an unter der Leitung des Imperialismus entwickelt und dadurch die kapitalistisch-imperialistischen Produktionsverhältnisse im Land Fuss fassen, heisst das, dass der Imperialismus zu einem inländischen Phänomen geworden ist und sich die Form der imperialistischen Okkupation verändert hat. Wir sprechen von der verdeckten Okkupation.
Der Imperialismus beutet die kolonisierten oder halbkolonisierten Länder im allgemeinen durch drei Methoden aus: Verschuldung, Handel und Investitionen. Dabei wendet er diese Methoden so an, dass er seine Profite maximieren kann. Diese Methoden, die seit der Geburt des Imperialismus verwendet werden, sind Produkte des Zwanges der Profitmaximierung, so mit ein Gesetz der imperialistischen Zirkulation.
Die Veränderung des relativen Gewichts zwischen diesen Ausbeutungsmethoden in den verschiedenen Krisenphasen bestimmt den Charakter der spezifischen Ausbeutungsformen. Während in der I. und II. Krisenphase die Ausbeutung durch den Handel schwerer wog, ist die Ausbeutung durch Investitionen in der III. Krisenphase massgebend. Die Verschuldungsmethode in der I. und II. Krisenphase hatte eigentlich das Ziel, hohe Zinsen zu bekommen, während die Verschuldung in der III. Krisenphase die Loslösung vom System verhindern soll.
Wir hatten gesagt, dass sich die permanente und allgemeine Krise des Kapitalismus besonders in der III. Krisenphase nach der Gründung des weltweiten sozialistischen Systems und nach der Beschleunigung der nationalen Befreiungskriege stark vertieft. Der Zwang, gegen das sozialistische System und die nationalen Befreiungskriege als eine Einheit aufzutreten und der Stand der weltweiten Kapitalakkumulation in den imperialistischen Ländern, sind die Ursachen der multinationalen Konzerne und der Ausübung der Neukolonisierungsmethoden. So beginnen die Imperialisten in dieser Phase, sich zum ersten Mal offiziell und für alle Zeiten zu organisieren.
"Die internationalen Finanzinstitute sind politische Organisationen, die durch die imperialistischen Länder gegründet wurden, um die weltweite ökonomische und politische Entwicklung zu lenken und besonders die kolonisierten Länder zu kontrollieren. Sie stützen sich auf starke ökonomische Zusammenarbeit der imperialistischen Länder.(...) Die Weltbank besorgte Aufbau- und Entwicklungskredite für die kapitalistischen Länder, die im Krieg zerstört waren, sowie für die unterentwickelt gehaltenen Länder, während der IWF das Funktionieren eines neu zu gründenden und Dollar-abhängigen Geldsystems garantieren sollte. Der IWF hatte die Aufgabe, die Bedrohung des imperialistischen Systems bei defizitärem Kurswechsel zu verhindern. Kein Land durfte den Wechselkurs seines Geldes verändern, ohne dass der IWF seine Erlaubnis dazu erteilte."[7]
1944 wurde in Bretton Woods die Gründung der internationalen Finanzinstitute beschlossen. Nachdem der amerikanische Kongress 1945 diesen Beschluss bestätigte, wurde 1946 die Weitbank gegründet. Sie gab zum ersten Mal in den Jahren 1947 und 1948 auf die Initiative der USA hin europäischen Ländern Anleihen unter der Parole "Wiederaufbau nach dem Krieg".
"Nach dem II.Verteilungskrieg mussten die westeuropäischen Länder sowie Japan in kürzester Zeit wiederaufgebaut werden. Die USA mussten den Wiederaufbau der kapitalistischen Länder in kürzester Zeit verwirklichen, wenn sie im Meer des Sozialismus nicht wie eine Insel bleiben wollten."[8]
Nach 1950 wurden die Anleihen und Kredite im allgemeinen an die unterentwickelt gehaltenen Länder gerichtet.
Vor jeder Finanzierung wird das zu finanzierende Projekt durch die Verantwortlichen der Weltbank sorgfältig geplant , kontrolliert und erst dann akzeptiert. Falls die Kredite privaten Firmen gegeben werden, müssen die Regierungen der jeweiligen Länder die Kreditgarantien übernehmen. Die Kreditzinsen sind höher als die Zinsen der privaten Banken. Denn die Weltbank ist keineswegs gewillt, mit den privaten Banken zu konkurrieren und sie zu schädigen. Sogar beteiligt sie sich oft an den Finanzierungen durch die privaten Geldinstitute, löst die bürokratischen Probleme bei der Finanzierung und besorgt garantierte Zinsen für die privaten Banken.
Die Kredite der Weltbank konzentrieren sich in den Investitionen für die Infrastruktur und Landwirtschaft der unterentwickelt gehaltenen Ländern. Denn die ersten Schritte bei der Entwicklung des Kapitalismus in diesen Ländern (eine vom Imperialismus abhängige Entwicklung) sind die Modernisierung der Landwirtschaft und der Aufbau der infrastrukturellen technischen Anlagen. Somit wird die Öffnung des Landes für die Marktwirtschaft vorbereitet, und die notwendigen Fundamente für die zukünftigen Industrieinvestitionen gesichert.
An dieser Stelle möchten wir die Funktionen der infrastrukterellen Anlagen in dem Prozeß der kapitalistischen Entwicklung betonen. Die grundlegende Eigenschaft, die in der kapitalistischen Ökonomie die Produktion bestimmt, ist zweifellos die Eigenschaft, daß die Produktion zum Zwecke des Umtausches, d.h. fdr den Markt, letztlich für den Profit betrieben wird.
Der Kapitalismus ist eine Produktionsweise, in der die Warenproduktion ihre höchste Form annimmt, in der sämtliche Beziehungen innerhalb der Produktionsaktivitäten als Warenbeziehungen bezeichnet werden. Mit anderen Worten ist in der kapitalistischen Produktionsweise der Gesamtheit der Produktionsaktivitäten abhängig von den Bedingungen der Warenproduktion. Deswegen ist die Entwicklung des Kapitalismus direkt abhängig von den notwendigen Bedingungen zur Warenproduktion.
Die Entwicklung des Transport- und Nachrichtenwesens sowie der Energiegewinnung und Energieversorgung bildet in diesem Sinne die grundlegendste Bedingung der Entwicklung der Warenproduktion.
Wie bekannt wird in der kapitalistischen Produktions weise der Zirkulationsprozeß des Kapitals mit G-W-G ausgedrückt. Dieser Zirkulationsprozeß endet jeweils dadurch, daß die Waren, die in dem Produktionsprozeß produziert werden, auf dem Markt verkauft und wieder in Geld umgewandelt werden.
"Je mehr die Produktion auf dem Tauschwert, daher auf dem Austausch beruht, desto wichtiger werden für sie die physischen Bedingungen des Austauschs - von Kommunikations - und Transportmitteln - wird also für es in ganz andrem Maße zur Notwendigkeit - die Vernichtung des Raums durch die Zeit."[9]
Auf der anderen Seite ist für den Kapiatlisten von großer Wichtigkeit, daß die Transportzeit verkürzt wird. Denn damit die Zirkulationsgeschwindigkeit des Kapitals groß wird, muß die Zirkuiationszeit kurz sein. Eine niedrige Zirkulationsgeschwindigkeit des Kapitals bedeutet, daß es zu lange im Zirkulationsprozeß bleibt und sein Einsatz in dem Produktionsprozeß verhindert wird. Deswegen müssen die Möglichkeiten des Transports- und Nachrichtenwesens enwickelt, der Transport der Waren vom Produzenten zum Absatzmarkt beschleunigt werden.
Wie man sieht, bekommen die Notwendigkeiten, die Waren zu ferner gelegenen Märkten zu transportieren und damit auch die Transportkosten innerhalb der Zirkulationskosten eine immer größere Bedeutung. Daraus resultiert, daß das Transportwesen entwickelt und durch den verstärkten Einsatz der Transportmittel die Transportkosten innerhalb der Zirkulationskosten relativ gesenkt werden müssen.
"Die kapitalistische Produktionsweise vermindert die Transportkosten für die einzelne Ware durch die Entwicklung der Transport - und Kommunikationsmittel wie durch die Konzentration -die Größe der Stufenleiter- des Transports. Sie vermehrt den Teil der gesellschaftlichen Arbeit, lebendiger und vergegenständlichter, der im Warentransport verausgabt wird, zuerst durch Verwandlung der großen Mehrzahl aller Produkte in Waren, und sodann durch die Ersetzung lokaler durch entfernte Märkte. Das Zirkulieren, d.h. tatsächliche Umlaufen der Waren im Raum löst sich auf in den Transport der Ware. Die Transportindustrie bildet einerseits einen selbständigen Produktionszweig, und daher eine besondere Anlagespäre des produktiven Kapitals. Andrerseits unterscheidet sie sich dadurch, daß sie als Fortdauer eines Produktionsprozesses innerhalb des Zirkulationsprozesses und für den Zirkulationsprozeß erscheint."[10]
Die kapitalistische Entwicklung hängt im großen Maßstab auch von der Energieversorgung für die Industrie ab. Im selben Maße ist die kapitalistische Entwicklung auch von den Preisen der Energie abhängig.
Zusammen mit der Entwicklung der Industrialisierung innerhalb des Prozesses der kapitalistischen Entwicklung wuchs der Anteil der Energieversorgung in dem Verhältnis wie der Maßstab der Produktionwächst und die Produktionsmittel entwickelt werden. Der Betrieb der eigenen Energiequellen reichte nicht mehr aus, die wachsenden kapitalistischen Industrien ausreichend zu versorgen. Denn die Ausschöpfung der eigenen Quellen jedes Betriebs verursachte zu hohe Kosten; der Kapitalist mußte die anderen Kosten in dem Zirkulationsprozeß senken, um auf dem Markt konkurrenzfähig zu bleiben, was letztlich die verstärkte Akkumulation des Kapitals verhinderte. Außerdem reichten die eigenen Energiequellen quantitativ nicht mehr aus für die wachsende Produktion.
Die Bedürfnisse der kapitalistischen Entwicklung mußten zwangsläufig eine technologische Entwicklung der Energiegewinnung und -versorgung mit sich bringen. Es entstanden neue kapitalistische Betriebe, die sich anfangs nur auf diesem Gebiet spezialisierten, sich später aber mit anderen Produktionen verflechteten, je mehr sich die Kapitale zentralisierten und akkumulierten.
Mit dem wachsenden Maßstab der Energieproduktion ihre Produktionskosten. ln den kolonisierten Ländern ist es jedoch so, daß die Kapitalakkumulation der Bourgeoisie nicht ausreicht, Energiegewinnungsanlagen in dem geforderten Maßstab zu verwirklichen. Deswegen wird in diesen Ländern die Tatsache, daß die Energiegewinnung und -versorgung durch die staatlichen Betriebe übernommen wird, als eine notwendige Bedingung der industriellen Entwicklung akzeptiert.
[1] K.Marx: Kapital I.Band, MEW 23, S.663
[2] K.Marx/F.Engels : MEW Bd.7 S.440
[3] F.Engels : Einleitung (zu Karl Marx "Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850" (1895)) in MEW Bd.22, S.515
[4] M.Çayan : Kesintisiz Devrim I-II-III, S.
[5] Mahir Çayan : Kesintisiz Devrim I-II-III
[6] J.W.Stalin : Werke Bd.8, S.280
[7] Die Dringenden Fragen der Revolution in der Türkei, türkisch, S.14 (eines der Hauptwerke der Organisation THKP-C/HDÖ)
[8] ebenda, S-15
[9] K.Marx: Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie, S.423
[10] K.Marx: Kapital II.Band, MEW 24, S.153